Wie das Grau der Farbe wich:
Ein persönlicher Einblick in die Künstlerinnenseele.
Der Zauber des Moments
Wenn man mit dem Panorama der Schweizer Alpen und dem melodischen Klang von Kuhglocken direkt vor dem Kinderzimmerfenster aufwächst, entwickelt man vielleicht ganz automatisch einen Blick für den Zauber besonderer Momente.
Idyllisch war meine Kindheit nahe dem Thunersee allemal. Ich fuhr mit dem Rad über die Felder, zottelte mit dem Shetlandpony eines ansässigen Bauern durch die Wälder und entwickelte früh meine Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen, die Musik und alles Kreative.
Die Anfänge
Schon seit der Grundschulzeit stand ich auf der Bühne und sang. Zunächst im Kinderchor, dann allein, begleitet von mehreren Jahren klassischem Gesangsunterricht.
Mit elf bewegte mich eine alte Schreibmaschine, die ich in letzter Minute vor dem Sperrmüll rettete, zu der tollkühnen Aussage: »Ich schreibe jetzt einen Pferderoman!« Meine Eltern staunten nicht schlecht, als ich einige hundert Seiten später immer noch eifrig in die Tasten hämmerte.
Die erste große Veränderung brachte unser Umzug nach Deutschland in meinem 13. Lebensjahr. Während meiner Jugend und Studienzeit im Saarland – ich schloss als Magistra Artium in den Fächern Germanistik, Anglistik und Phonetik ab – gerieten das Schreiben und Singen ungeplant in den Hintergrund.
Auf die Theaterbühne!
Stattdessen spielte ich mit Leidenschaft Theater:
Während der Schulzeit wurde ich im Saarlouiser „Theater am Ring“ zum alten Pantalone in Goldinis „Diener zweier Herren“.
An der Universität des Saarlandes spielte ich in der deutschsprachigen Formation „Thunis“ im Stück „Gruft mit Aussicht“ (Norman Robbins) sowie mehrere Stücke im englischsprachigen Ensemble „ACT“, unter anderem eine Shakespeare Adaption, „The mousetrap“ (Agatha Christie) und „The real Inspector Hound“ (Tom Stoppard). Bei Letzterem führte ich zudem Regie.
Was geschieht mit einer Künstlerseele, die aus Vernunft der Kunst keinen Raum mehr gibt?
Als 2009 der Studienabschluss und anschließend der erste Job meine volle Konzentration forderten, geriet ich in ein Hamsterrad aus Alltag und den Anforderungen einer Karriere, die ich glaubte, verfolgen zu müssen, weil andere das doch auch taten.
Um es kurz zu machen: Wo das Herz zuvor in bunten Farben funkelte, wurde es grau.
In stillen Momenten flüsterte mein Innerstes, dass etwas fehlt, doch ich war zu beschäftigt, um zuzuhören. Erst nach Jahren kam ich so weit zur Ruhe, dass die tief in mir vergrabene Sehnsucht nach dem kreativen Leben hervorbrach.